Frühstück auf Pagensand

Am Sonntag den 28.4. hatte ich im Fahrtenprogamm die Fahrt BiPiPa angekündigt. Ich gebe zu, dass gerade diese Tour sehr speziell ist. Schließlich hat nicht jeder Lust und Zeit 12 Stunden unterwegs zu sein. Für mich macht dies das Besondere sein. 
Hochwasser war um 8:31 Uhr in Pinneberg und machte ich mich per Bootswagen von zu Hause auf den Weg zum 800m entfernten Bach namens Bilsbek. Dieser fließt durch Prisdorf und kreuzt die Hauptstraße. Neben der Brücke gibt es einen perfekten Einstieg mit Treppe. Schnell noch die Kameras montiert und schon ging es los. Ei  wenig Strömung durch das ablaufende Wasser war bereits zu sehen. 
Unter Bahnbrücke, der Verbindung zwischen Hamburg und Kiel, ging es bis zur Mündung in die Pinnau. Hier strömte es deutlich stärker Richtung Elbe. Bei km 2 der Pinnau unterhalb von Pinneberg sind es 19 Kilometer bis zum Hochwasser-Sperrwerk. Bis dahin ging es durch Uetersen und unter der historischen Klevendeicher Drehbücke hindurch. 
Die Pinnau mündet in die Pagensander Nebenelbe. Ab dort sind es ca. 3 Kilometer gegen die Strömung zu paddeln. Außerhalb des Fahrwassers geht es ein wenig leichter. Bei wenig Wind erreichte ich die Südspitze der Insel Pagensand. Etwa bei der Hauptfahrwassertonne 100 liegt der Trittstein D mit einer Breite von 500 Metern. Erkennbar ist die Anlande-Stelle durch den weißen Sandstreifen. Hier dürfen nur nicht motorisierte Wasserfahrzeuge anlanden - perfekt für Kajakfahrer. 
Kein weiter Mensch war hier weit und breit zu sehen. Nirgendwo waren Fußspuren zu sehen. Ein schönes Gefühl stellt sich bei mir ein, für mich allein zu sein. Ca. 4 Stunden hatte ich Zeit, bis genug Wasser aufgelaufen ist, um die Rückfahrt anzutreten - ausreichend für eine kleine Inselerkundung. 
Sehr viel Natur und ein paar wenige Trampelpfade erwarten mich. Die Winterstürme haben ihre Spuren hinterlassen. Umgestütze Bäume liegen auf den Wegen. Gut für die Beine nach 3 1/2 Stunden im Boot sitzen. Ein Nistkasten hatte seine Tür verloren, die auf dem Erdboden lag. Zu Anfang der Brutzeit könnte dieser hier noch genutzt werden. Die Montage der Tür gelang ohne Schwierigkeiten - jeden Tag eine gute Tat 😀
An der Südspitze angekommen lagen einige Segler vor Anker, die wie ich auf mehr Wasser warteten. 

Der Wind aus Südwest hatte ordentlich zu gelegt. Die Baumwipfel schwankten hin und her. Bis zur Pinnau war es nicht so weit, das würde ich ohne Probleme schaffen, dachte ich mir. Doch es sollte anders kommen, als geplant. 
So kurz vor vier Uhr hatte ich die BIALETTI (Kaffeemaschine für Gaskocher) und den Sandwichtoaster (auch für Gaskocher) wieder ins Boot gepackt. Das Aus- und Einsteigen ins Kajak ist zu jeder Tide am Sandstrand möglich - kein Matsch. Das zeichnet diesen Ort aus. 
Schon auf den ersten Metern war zu spüren, dass der Kontakt zum Boot gesucht werden musste. Die Wellen waren größer geworden und klatschten an die Steuerboardseite. Schnell am Leuchtfeuer der Südspitze vorbei, schon war mein Kurs ein anderer. Nun rollte das Kajak auf den Wellen, wie man so schon sagt. Surfen ist angesagt, doch das klappte eher weniger, da ich irgendwie nicht richtig im Boot saß. Die linke  Fußstütze war zu weit nach vorn eingestellt. Das hatte mich bei Ententeichbedingungen auf der Hintour nicht gestört. 
Den Kurs auf das Feuer zur Einfahrt der Pinnau zu halten fiel mir schwer. Immer wieder schlugen die Wellen das Heck herum. Einige größere Wellen begruben den achterlichen Teil vom WALKYRIE unter sich. Stützen war angesagt und paddeln wenn die "drei Schwestern" gerade vorbei gezogen sind. Ich erinnerte mich an die vielen Fahrten mit dem Sportboot. Da wurde die Weisheit über die siebte Welle verbreitet, denn die soll höher sein. 
Sollte ich denn nicht gegen das auflaufende Wasser anpaddeln? Davon war nichts zu merken. Im Gegenteil - eine gute Fahrtgeschwindigkeit über Grund nur von der Windkraft. Nach dem Sperrwerk sortierte ich mich erst einmal. Alles richtig eingestellt schob mich die Flut Richtung Heimat. 
Etwa gegen 19:30 Uhr erreichte ich mein Ziel des heutigen Tages. Die Abendsonne schien mir ins Gesicht und ich fühlte mich gut nach 46 Kilometern. Früher hätte ich nicht auf Pagensand starten dürfen, da sonst in der Bilsbek zu wenig Wasser gewesen wäre. Mit dem Bootwagen durchs halbe Dorf, ohne jemanden zu treffen. Allein so eine Tour zu machen, kann wie Wellness für die Seele sein. 

Video bei YouTube: Frühstück auf Pagensand

Ich hoffe mein Bericht hat Euch gefallen. Schreibt gern ein Feedback an kajakralf@outlook.de


Pagensand (von Plattdeutsch: Paag = Wallach) ist eine Elbinsel in der Unterelbe. 

Ursprünglich handelte es sich nur um eine große Sandbank am Ostufer der Elbe. Sie wurde etwa seit 1900 als Absetzplatz für ausgebaggerten Elbschlick benutzt, dabei um das etwa Fünffache vergrößert und im Niveau erhöht. So entstand eine fruchtbare Kultur- und Wiesenlandschaft. Zum 1. Dezember 1910 wurden 11 Einwohner auf Pagensand nachgewiesen. Zusammen mit den weiteren Elbinseln MühlenwärderRugenbergen und Waltershof wurde Pagensand am 1. Januar 1913 in die Stadt Hamburg eingegliedert. 1928 wurde Pagensand nach Seestermühe eingemeindet, somit gehört es dem Bundesland Schleswig-Holstein an. 

Pagensand ist heute unbewohnt. Bis zum Sommer 1998 stand ein Bauernhof mit angeschlossener Gaststätte auf der Insel. Er wurde jedoch zum 31. Mai 1998 auf Anordnung der Behörden geräumt und später abgerissen, da das Grundstück für weitere Aufspülungen genutzt wurde, die durch die Vertiefung der Hauptfahrrinne der Elbe nötig wurden. Die Bewohner des Bauernhofes waren zuvor die einzigen Bewohner der Insel. Für die Kinder der jeweiligen Pächterfamilien kam gegebenenfalls ein- bis zweimal in der Woche ein Lehrer der Grundschule Seester per Boot für den Unterricht nach Pagensand. Die Insel ist heute vollständig Naturschutzgebiet; in den Sommermonaten werden Rinder mit Booten zum Grasen auf die Insel gebracht. Das hat neben dem wirtschaftlichen Nutzen auch einen naturschützenden Hintergrund: Die weidenden Rinder halten die Landschaft offen für viele Arten von Wiesenbrütern. Quelle Wikipedia

KajakRalf.de

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