Der älteste Leuchtturm in der deutschen Nordsee - zum "Hohe Weg" mit dem Kajak

Lesezeit: 11min

Markus und ich sind Anfang Mai bei bestem Wetter mit dem Kajak zum Leuchtturm "Hohe Weg" gefahren.


Am Tag zuvor (Mittwoch) hatten wir unser verlängertes Wochenende in Bremen begonnen. Dies war das erste Mal, dass wir uns persönlich begegneten - da wir den Kontakt über YouTube aufgebaut haben. Wir haben beide einen Kanal und machen ähnliche Videos, wie zum Beispiel historische Hintergründe, welche immer darin vorkommen. 


Die Pfingsttage bieten sich an, um solch eine Tour zu planen. Am Mittwoch sind wir um die Insel Werder gepaddelt und unser Ziel war die Stadionbesichtigung. Das Werderstadion ist das einzige in ganz Deutschland, welches einen eigenen Anleger für Wasserfahrzeuge hat. Das mussten wir unbedingt ausprobieren - ist im dem Video von Markus zu sehen.

Nach der Wettervorhersage würde es Sonntags mehr Wind geben als am Donnerstag. Freitag und Samstag hatten wir bereits Termine: Führung in der DGzRS und die WeserTidenRallye (Videos folgen).

Folgendes war uns klar:

- Niedrigwasser sollte um 09:14 in Fedderwardersiel sein

- Etwa 7sm (Seemeilen) entsprechen 13km (Kilometer)

- Für diese Strecke rechnet ein Seekajakfahrer mit einer Geschwindigkeit von 3kn (Knoten) - entspricht ca. 5,5km/h

- Das heißt, wir werden ca. 2,5 Stunden für die Fahrt benötigen. Vorausgesetzt wir finden gleich den richtigen Weg und verfahren uns nicht. 


Am Leuchtturm tritt das Niedrigwasser ca. eine halbe Stunde früher ein als im Hafen. Warum ist das so wichtig? Wir haben keinen Motor und unsere Kräfte sind begrenzt. Die Planung ist wichtig, da wir den „Hohe Weg“ nur erreichen können, wenn wir vor Niedrigwasser dort eintreffen. Gegen die Tide kommen wir kaum voran und die Fahrt war mit etwas Reserve geplant. Das sollte man immer machen - denn man weiß nie, was passieren kann auf der Nordsee. 

Auf der Karte hatten wir die Kurse geplottet und aufgeschrieben, wann wir den Kurs wechseln müssen. Abkürzungen übers Watt konnten im Vorwege nicht genau genug bestimmt werden. Im Fahrwasser würden es 10,8sm werden. 
In 6:30h fuhren wir 19,8sm insgesamt mit 2,4sm Durchschnittsgeschwindigkeit. 
Gute 1.6sm hatten wir übers Watt abgekürzt - das ist weiniger als 10%.


Der Start um 05:30 Uhr war genau richtig, damit wir mit dem letzten ablaufenden Wasser Richtung Weserfahrwasser paddeln konnten. Nach dem Prickenweg, der gleich fast immer am Hafen beginnt, kamen die Tonnen - F14 bis F2. Wobei es sich ausschließlich um Backboard-Tonnen (gerade Zahlen) handelt. Steuerboard-Tonnen gibt es nicht, dafür ist das Fahrwasser zu klein. 


Wir haben uns bis zur Tonne F4 am Tonnenstrich entlang gehangelt. Allerdings sobald man eine Tonne passiert hat, ist die nächste nicht mit bloßem Auge zu sehen. Einfach den Kurs halten (Kompass am Deck) und weiterfahren und sobald die nächste Tonne in Sicht ist: Kurs korrigieren!


Wenn der Leuchtturm dann in Sicht ist, fällt die Orientierung deutlich leichter - nur geht es nicht auf direktem Weg dorthin. Ein weiter Bogen Richtung Fahrwasser muss gefahren werden, um ans Ziel zu kommen.

Am Turm hatten wir genug Zeit, um zu frühstücken. Nur fehlte ein wichtiges Utensil - ein Feuerzeug! Kaffee kalt kochen geht eben nicht, aber ein Feuerstein für Notfälle war die Rettung. Die Kaffeemaschine von Markus kannte ich noch nicht. Trotz allem schmeckte er vorzüglich, vor allem mit dieser schönen Aussicht. 





Wir konnten Schiffe und Kaianlagen an der Jade (Jade Port) im Westen erkennen, ebenso im Osten die Containerterminals von Bremerhaven. Der Schiffsverkehr in der Wesermündung hat mich erstaunt - es waren so viele!
Es ist ein beeindruckendes Erlebnis am Leuchtturm, was kaum annähernd zu beschreiben ist - die Weite, das glitzernde Wasser und die Ruhe. Wir hatte kaum Wind, was wirklich selten ist an der Nordsee - diese Gegebenheit verstärkte die unvergesslichen Eindrücke.


So um 09:00 Uhr machten wir uns klar für den Rückweg. Zu Anfang aus dem Priel heraus und dann Richtung Süden - war einfach. Doch das Auge sucht einen Anhaltspunkt, um einen geraden Kurs zu fahren und ein Objekt zum Anpeilen war nicht auszumachen. Landmarken waren zu weit weg und Tonnen nicht zu sehen. Also erst einmal Richtung Westen, in die Nähe der Fahrrinne, wo Reede Tonnen liegen sollten.
Beste Hilfe war tatsächlich den Track vom Hinweg auf dem Smartphone abzulesen. Der Hinweg war deutlich einfacher, da der „Hohe Weg“ schon vom Weitem zu sehen war. 


Mit Hilfe des Tracks musste bald die Tonne F14 zu sehen sein und so war es auch. Allerdings war bis dahin die Orientierung erschwert, da nun überall Wasser war. Auf dem Hinweg konnten wir die Wattkante gut erkennen - die nun unter Wasser war - erstaunlich wie schnell die Flut alles überspült.


Die weiteren Tonnen waren ebenso schwer zu finden. Der Abstand ist so groß, dass beim Passieren einer Tonne die nächste nicht gleich zu entdecken war. Hinzu kam die schlechtere Sicht, da wir nun gegen das Sonnenlicht schauen mussten.
Vor den drei Pricken für den Weg über das Watt nach Wilhelmshaven lagen Segler vor Anker. Sie warteten auf genug Wasser. Bei einem Meter oder mehr Tiefgang geht man lieber auf Nummer sicher.


Wir hingegen konnten gefahrlos die Abkürzung zum Hafen wählen und dem Prickenweg nach Fedderwardersiel brauchten wir nicht folgen.
Im Hafen angekommen wurde mir erst jetzt klar, dass wir an einem Feiertag (Himmelfahrt) gestartet sind, sodass viele Menschen rund um das Hafenbecken unterwegs waren. Jetzt war der Wasserstand so hoch, dass


der Schlengel (Schwimmsteg) erreichbar war. Nur das Hochheben der Kajaks auf die Spundwand war noch ein wenig mühselig. Aufpassen sollte man auf die Radfahrer, die dicht an uns vorbeifuhren! Wäre jemand gestürzt, hätte es ein Unglück gegen - wohlmöglich wäre jemand in Hafenbecken gestürzt.

Beste Grüße Ralf | kajakralf.de

Link zum Video: 

Der älteste Leuchtturm in der deutschen Nordsee - zum "Hohe Weg" mit dem Kajak

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