Vier Seen Fahrt 2022 - WS-Bederkesa

Vier Seen Fahrt 2022 - WS-Bederkesa
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Im Juni 2022 hatte ich mich bei Ulrike bereits für die "Vier-Seen-Fahrt" angemeldet. Der Wassersportverein Bederkesa ist jedes Jahr der Veranstalter und das Bootshaus des Vereins hat eine perfekte Lage. Auf der Westseite befindet sich der "Hadelner Kanal" und auf der Ostseite der Bederkesaer See.

Der Hadelner Kanal ist ein Teil des Elbe-Weser-Schifffahrtswegs, bei welchem es sich um einen Kanal zwischen der Elbe bei Otterndorf und dem See bei Bad Bederkesa handelt. 



Die Fertigstellung des Hadelner Kanals war im Jahr 1854, bei welcher 1.150 Arbeiter eine Million Kubikmeter Erde bewegten. Es entstand ein 31,7 Kilometer langer Kanal mit einer Sohlbreite von 14 Metern. 

1859 wurde zusätzlich der Geeste-Weser-Kanal eröffnet, sodass über den Bederkesaer See eine wichtige Binnenverbindung für den Frachtverkehr zwischen Elbe und Weser entstand. 

Er dient heute, neben der Entwässerung, vor allem kleinen Kümos (Küstenmotorschiffe) und Sportbooten als Abkürzung zwischen der Weser und der Elbe.

Am Freitag, kurz nach meiner Ankunft, machte ich eine Runde am Ufer des Bederkesaer Sees. 

Samstag starteten wir auf dem Oberlauf der Geeste und kamen ohne Strömung in den Hadelner Kanal, direkt zum Bootshaus vom WSV Bederkesa zurück. Auf dem Weg von ca. 20 km mussten wir eine Selbstbedienungsschleuse durchfahren.

Sonntag, um ca. 9:00 Uhr, brachen ca. 50 Paddler zur Vierseenfahrt auf. Einen von den vier Seen habe ich schon am Freitag befahren - den Bederkesaer See. Ca. 4 Kilometer auf dem Hadelner Kanal nordwärts, dann den Abzweig mit einmal umtragen in den Flögelner See. 
Ab der Straßenbrücke beginnt das Naturschutzgebiet zum Halemer See und dem Dahlemer See - hier besteht ganzjährig Befahrungsverbot. Eine Ausnahmegenehmigung machte es möglich, heute mit dem Kajak zu fahren. In einem der Vorjahre wurde vom Hubschrauber aus gezählt, ob nicht zu viele Kajakfahrer auf den Seen sind - was hat die Vögel wohl mehr gestört..? 😉
Nach 30 km war mein Paddelbedarf für diesen Tag gedeckt. 

Am Montag befuhr ich alleine die Medem, vom Schöpfwerk Ihlienworth bis nach Otterndorf. Während der Nacht durfte mein Bulli auf dem Schulgelände von Ihlienworth stehen. Hinter den Sportanlagen befindet sich das Bootshaus der Kanu Abteilung des TSV Ihlienworth. Dies war gar nicht so einfach zu finden, denn es gibt keine Straße dorthin. Hinter der Sportanlage befindet sich eine in rot gestrichene Hütte, welche liebevoll eingerichtet ist, jedoch ohne fließend Wasser. Die Sanitär Anlagen der Turnhalle gegenüber sind perfekt. Ich habe mich sofort von Birgit gut aufgenommen gefühlt - vielen Dank dafür. Bekannt ist der Verein durch seine sehr aktiven Mitglieder, die viele Kilometer im Jahr fahren. Das Kuchenbüfett der alljährlichen Frühlingsfahrt soll überwältigend sein, wurde mir mehrfach berichtet - das kann ich mir im nächsten Jahr kaum entgehen lassen. Allerdings kann ich mir schwer vorstellen, dass das Kuchenbüfett vom WS-Bederkesa noch zu übertreffen ist. 😃

Es hat etwas gedauert, bis ich verstanden habe, dass ich vom Schöpfwerk bis Otterndorf ohne Hindernisse durchfahren kann. 
Noch einmal 20 Kilometer sollten es auf dem Medem werden und zurück also fast 40 km - das war mir dann doch 
etwas zu viel auf stehendem Gewässer. Nun kommt die Vespa zu Einsatz - wozu hatte ich sie sonst mitgenommen? Also zum Schöpfwerk in Ihlienworth fahren, Boot abladen inkl. Paddelsachen + Verpflegung und nach Otterndorf fahren, dort Bulli parken, Vespa abladen und zurück zum Schöpfwerk fahren. 

Ich hatte nicht erwartet, wie schön es ist auf der Medem zu paddeln! Viele Windungen, Natur pur, durch Otterndorf und über den Deich die Elbmündung zu sehen - einfach schön. Viel Abwechslung: Begegnung mit Ausflugsschiffen, Äpfel pflücken vom Wasser aus, Vögel beobachten und Wasserpflanzen aus direkter Nähe sehen.

Die Medem Route


Schöpfwerk Ihlienworth (Foto Ralf)

Videovorspann - kurzer Exkurs in das Gebiet um Bederkesa. 
Das "nasse Dreieck" zwischen Hamburg, Cuxhaven und Bremen kannte ich nur in Teilen sowie d
ie Oste bei Bremervörde, den Hadelner Kanal von früher, als ich mit meiner Familie mit dem Sportboot von Hamburg nach Leer gefahren bin. Die Geste und die Medem waren mir bisher unbekannt.

Diese Flüsse, bzw. Kanäle, münden in die Elbe, in die Geeste und in die Weser. Das Wasser aus diesem tiefliegenden Gebiet konnte damals nicht richtig abfließen - es hat Jahrhunderte gedauert, bis der Kanal gebaut und die Moore trocken gelegt werden konnten und erst dann war es möglich, die Flächen landwirtschaftlich zu nutzen. Einen wesentlichen Anteil zur Entwässerung dieses Gebietes trägt der heutige Hadelner Kanal. Das Land liegt auf Meeresspiegelniveau, weshalb  Pumpwerke die einzige Lösung waren, um die enormen Wassermassen loszuwerden. So ist das Land von Gräben durchzogen, ähnlich wie in Ostfriesland.

Die Gräben rund um Ihlienworth sind mit Nummern gekennzeichnet

SIET bedeutet Niedrig auf Plattdeutsch
Das Sietland ist der tiefer als das Tidehochwasser gelegene Teil der Marsch 
zwischen Küste bzw. Flussufer und 
Geestrand.
Das Sietland ist heute, meist durch Eindeichung und Entwässerung, urbar gemacht worden.
Das eingedeichte Sietland sackt durch die Entwässerung im Laufe der Zeit noch weiter ab,
sodass der Boden heute teilweise auch unter dem Meeresspiegel liegen kann.
(Quelle Wikipedia)

Erst nach Aufstellung eines verbesserten Entwurfs im Jahr 1922, kam es ca. 7 Jahre später endlich zum Bau eines Stufenschöpfwerkes in Ihlienworth und eines Mündungsschöpfwerkes in Otterndorf. Der Bau dieser Anlagen brachte dem Sietland den großen Vorteil, dass die Zeiten der Überschwemmungen vorbei waren. 

Kirche in Ihlienworth (Foto von Ralf selbst) 

In Hochwasserzeiten stand in Ihlienworth, mit Ausnahme des höher gelegenen Ortskerns des „Kirchdorfes“, die ganze Feldmark unter Wasser. Wenn die unbefestigten „Kleiwege“ unpassierbar waren, spielte sich dann der gesamte private und gewerbliche Verkehr auf dem Wasser ab. Den Einwohnern aller Ortsteile war es in diesen Zeiten möglich, mit dem großen „Sietlänner Schipp“ oder den kleineren „Flöten“ auf einem der zahlreichen Wasserläufe ins „Kirchdorf“ zu gelangen. Einzelne Einwohner, die nicht direkt an einem Wasserlauf wohnten, unterhielten einen sogenannten Schiffsgraben, der in eines der größeren Gewässer mündete. Neben den Wasserläufen, die dem Verkehr und der Entwässerung dienten, gab es sogenannte Totengräben, die direkt zum Friedhof führten.


Die neben der Totentreppe liegende Kaimauer wurde nach 1877
aus den Felsblöcken der Kirchenmauer hergestellt.

Ihren ungewöhnlichen Namen erhielt die Totentreppe vor langer Zeit. Damals war der Wasserweg oftmals auch die einzige Möglichkeit, Särge bei Beerdigungen zur Kirche zu transportieren. Die Trauerzüge, die über die Totengräben in den Ortskern gelangten, legten dann an dieser Steintreppe an. Die Särge wurden aus dem Kahn zum Friedhof hinaufgetragen und anschließend ging hier auch das Trauergefolge an Land. Ebenso gelangten Hochzeitsgesellschaften auf dem Wasserweg zur Kirche.

https://www.samtgemeinde-land-hadeln.de/qr-code/historische-medemroute/03-totentreppe.html

Nicht weit von Bad Bederkesa, in nordöstlicher Richtung, befindet sich die Wingst. Der Silberberg (74 m) ist die höchste Erhebung im Höhenzug Wingst und im Elbe-Weser-Dreieck. 

Das folgende Video (mein YouTube Kanal nennt sich: KajakRalf) besteht aus 4 Teilen:
 - Bederkesaer See
 - 
Geeste (Oberlauf)
 - Vierseenfahrt
 - Medem


Wörter insgesamt: 1181

Gesamtzahl der Zeichen: 7343

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