"Ein Wochenende beim WKK" - Wilhelmshaven

"Ein Wochenende beim WKK"

So ist der Titel der Ausschreibung eines Kanu Vereins in Wilhelmshaven. 

Ein Wochenende beim WKK - Fahrten auf friesischen Gewässern

Meldeschluss: 29.06., Ort: Wilhelmshaven, Maade, Ems-Jade-Kanal, Friedeburger Tief Ausrichter: Wilhelmshavener Kanu-Klub 1927 e.V., Kontakt: Matthias Scheibe, wkk-whv.de

Ein besonderer Grund bewegte mich zu der Anmeldung - ich bin in Wilhelmshaven geboren. An meine Kindheit in der Stadt kann ich mich kaum noch erinnern, denn mein Vater wechselte Anfang der 60er Jahre seine Arbeitsstelle nach Hamburg. Er arbeitete als Maschinenbau-Ingenieur und baute für unsere junge Familie in Schenefeld bei Hamburg eine neue Heimat auf.

1978 - 1979: Meine W15-Zeit für den Wehrdienst (15 Monate) verbindet mich mit Wilhelmshaven. Fast ein Jahr bin ich auf der Fregatte Karlsruhe stationiert gewesen. Diese Erlebnisse auf einem Kriegsschiff als Soldat, werde ich gut in Erinnerung behalten.

Obergefeiter Mertens auf der Fregatte Karlsruhe irgendwo in der Ostsee

Im Frühjahr 1978: Gleich nach der Ankunft in Wilhelmshaven sollte die erste Fahrt zum Hafenfest in Flensburg gehen - natürlich auf dem Nord-Ostsee-Kanal (NOK), auf welchem die Marineschiffe sogar nachts fahren durften. Auf dem ersten Oberdeck hatten die Unteroffiziere am Abend einen Grill aufgestellt, nachdem der Kommandant es erlaubt hatte. Auf dem Rückweg vom Wochenende durfte jedes Besatzungsmitglied (220 Mann) eine Wette abschließen. Erfahrungsgemäß dauert die Befahrung des etwa 100 Kilometer langen NOK von Schleuse Kiel-Holtenau bis Schleuse Brunsbüttel zwischen sechseinhalb und sieben Stunden. Wer am nächsten mit seiner geschätzten Zeit mit Einlaufen in Brunsbüttel lag, bekam 2 Tage Sonderurlaub. Außerdem durfte der Gewinner sein gesamtes Schuhwerk dem Kapitän zum Putzen vor seine Kabinentür stellen. Da war ganz schön was los in der Mannschaftskantine!

F223 im Heimathafen Wilhelmshaven

Im Sommer 2022: Am Samstag sind wir mit einer Gruppe von ca. 50 Paddlern vom Bootshaus zur Schleuse im Marinehafen gefahren. Eigentlich als Gäste des WKKs, wurden wir von Matthias gebeten am Ende der Gruppe zu paddeln. Nun, es waren einige unerfahrene Mitglieder des Vereins dabei, was für einen einzelnen Fahrtenleiter doch etwas schwierig ist im Auge zu behalten. Ein Kollege fuhr vorne weg und so konnte Matthias in der Mitte einigermaßen den Überblick behalten.

Fregatte Schleswig-Holstein F 216 (Foto KajakRalf)

Von Juni bis November 2015 wurde die Schleswig-Holstein für den EU NAVFOR Med-Einsatz im Mittelmeer eingesetzt, wo sie zuvor Mitte Juni an der Rettung von hunderten schiffbrüchigen Migranten beteiligt war. Auch im Rahmen des EU-Einsatzes wurde die Seenotrettung fortgesetzt, etwa am 22. Juli, als die Schleswig-Holstein 111 Menschen rettete.

Im August 2015 gebar eine Frau aus Somalia, die zuvor vom britischen Marineschiff HMS Enterprise aus einem Flüchtlingsboot gerettet worden war, ein Kind an Bord des Schiffes. Dabei handelte es sich um die erste Geburt an Bord eines Schiffes der Deutschen Marine überhaupt. Der Name des Kindes, das auf Vorschlag der Geburtshelfer Sophia genannt wurde, wurde namensgebend für den Einsatz der EU NAVFOR Med, die Operation Sophia. Der Name Sophia wurde von der Besatzung vorgeschlagen, da das Vorgängerschiff Schleswig-Holstein (D 182) den Funkrufnamen „Sophie-X“ trug, welcher wiederum auf das erste Schiff mit diesem Namen, das Linienschiff SMS Schleswig-Holstein, zurückgeht. Nach der Rettung von insgesamt 4224 schiffbrüchigen Flüchtlingen, lief die Schleswig-Holstein am 9. November wieder in ihren Heimathafen ein. (Quelle: Wikipedia)

Bis zum Hafen von Wilhelmshaven war das Wasser ruhig, doch dort fand gerade eine Veranstaltung (Historisches Piratenfest mit Mittelalterdorf) statt. Mehr Schiffe als sonst wühlten das Wasser so auf, sodass das typische Kabbelwasser entstand. Im Hafen zu kentern und zu retten ist kein Spaß. Besonders, wenn einige Mitpaddler-Innen den Wiedereinstieg noch nicht geübt hatten. Ein Schlepper der Marine führte ein "Ballett" vor und drehte auf der Stelle, wobei einer der Marineschlepper dem Christian sehr nahe kam. Zur Sicherheit patrouillierten DLRG-Boote das geschehen.

Die KW-Brücke (Kaiser-Wilhelm-Brücke) ist ein Wahrzeichen von Wilhelmshaven.


(Foto: Freund Christian)

Die Kaiser-Wilhelm-Brücke in Wilhelmshaven wurde zwischen 1905 (Baubeginn) und 1907 (Fertigstellung und Inbetriebnahme) als größte Drehbrücke Deutschlands erbaut. Sie überquert den Verbindungshafen und dient als Verbindungsstück zwischen der Südstadt und dem Südstrand sowie den südlichen Hafenanlagen. Die Durchfahrtshöhe beträgt 9,0 m + 1,1 m bei mittlerem Hafenwasserstand, die Durchfahrtsbreite beträgt 58,6 m. Nördliche und südliche Hälfte der Brücke sind unabhängig voneinander zu öffnen, diese werden dabei im Uhrzeigersinn um bis zu 90° gedreht. Auf der Brücke ist der Straßenverkehr jeweils nur in einer Richtung möglich. Die Regelung erfolgt durch Ampelanlagen. Fußgänger und Radfahrer sind von dieser Verkehrsregelung ausgenommen. 

Wilhelm führte unsere Gruppe, bei der längsten Tour des Tages, an. Nach der Vorbeifahrt an der Schleuse (ehemals 4. Hafeneinfahrt) sahen wir, wie groß ein Versorgungsschiff der Marine ist. Dieses "Mehrzweck Fahrzeug A1411" kann nicht nur Verpflegung, sondern auch Truppen transportieren. 


Versorger A1411 (Foto KajakRalf)

Warum werden diese Hafenstädte mit "v" geschrieben und nicht mit "f"? Es gibt eine geschichtliche Erklärung, die ich besonders schön finde:
Der Name Wilhelmshaven wird zum ersten Mal erwähnt in der Urkunde, die am Tage der Einweihung bei der Grundsteinlegung für die Elisabethkirche (heute Christus- und Garnisonkirche) im Grundstein vermauert wurde (17.6.1869). Der Entwurf zu dieser Urkunde stammt von Hafenbaudirektor Heinrich Goeker. Er hatte nach niederdeutschem Brauch den Namen mit "v" geschrieben statt mit "f" (wie er beispielsweise bei anderen Städtenamen des Binnenlandes, z.B. Friedrichshafen, Ludwigshafen, gebräuchlich ist). In Berlin hatte man aus dem "v" ein "f" gemacht. Als Goeker am Gründungstag den Fehler bemerkte, wandte er sich an den preußischen Kriegsminister Albrecht von Roon und dieser an den König Wilhelm I. Darauf befahl der König, das "v" wieder einzusetzen. Er bemerkte dazu: "Ich habe es ja auch gleich so ausgesprochen, lieber Roon." (Quelle: Wilhelmshaven.de)
Noch heute erinnert die Goekerstraße in Wilhelmshaven an den Hafenbaudirektor. Mit "v" schreiben sich auch Bremerhaven und Cuxhaven.

Am Bug des Museumsschiffes Mölders D 186 (Foto: Christian aus Emden) 

In der Nacht des 15. Dezember 1987 kam es auf der Rückfahrt von einem Einsatz im Mittelmeer während der Durchfahrt durch den Ärmelkanal zu einem Großbrand auf der Mölders. In der Kombüse brach ein Feuer aus. Es breitete sich durch Kabelbahnen und Abluftschächte aus und war mit Bordmitteln nur schwer unter Kontrolle zu bekommen. Mit Unterstützung der im Verband begleitenden Schiffe konnte das Feuer gegen Morgen von der Besatzung eingedämmt und gelöscht werden. Die Mölders konnte anschließend aus eigener Kraft ihren Heimathafen Kiel anlaufen.


Gerade in diesen Zeiten der Energie Knappheit ist es gut zu wissen, welche Bedeutung Wilhelmshaven für die BRD hat: 

Wilhelmshaven hat den Tiefwasserhafen mit der größten Wassertiefe in Deutschland und ist der größte Erdölumschlaghafen des Landes. 72 % des Rohölumschlags aller deutschen Seehäfen und fast 27 % des deutschen Rohölimports werden über Wilhelmshaven abgewickelt. Von hier führen Ölleitungen zu Raffinerien im Rhein-Ruhr-Gebiet und nach Hamburg
 
Eine Besonderheit birgt der geologische Untergrund von Wilhelmshaven. Das Nordwestdeutsche Becken ist mit großen Salzansammlungen, den sogenannten Salzstöcken durchzogen. Unter dem Stadtgebiet im Bereich des Ortsteils Coldewei liegt der Salzstock Rüstringen. Er wird seit 1968 als Speicherkaverne für die Erdöllagerung genutzt. Die zylinderförmigen Kavernen der Nord-West-Kavernengesellschaft (NWKG) haben eine horizontale Ausdehnung von ungefähr 250 mal 70 Meter und reichen bis zu 2000 Meter tief. Sie dienen der Lagerung der im Erdölbevorratungsgesetz vorgeschriebenen Erdölreserve für Krisenzeiten. 2022 betreibt die NWKG in Wilhelmshaven 38 Kavernen für Rohöl.

Die Seeschleuse Wilhelmshaven in Wilhelmshaven – auch „4. Einfahrt“ genannt – ist eine Doppelschleuse und war damals die zweitgrößte Schleuse der Welt. Sie verbindet die Innenjade über den Neuen Vorhafen mit den inneren Hafenbereichen in Wilhelmshaven und dem Ems-Jade-Kanal. Über die Anlage wird der Wasserstand im gesamten inneren Hafenbereich geregelt. Die Schleusenanlage gehört gleichzeitig zur Deichlinie und dient so dem Hochwasserschutz.

Als Schleusentore dienen vier selbstschwimmende Stahlschiebe-Tore, die jeweils auf einem auf Schienen rollenden Unter- und Oberwagen gelagert sind. Die Schleusentore sind jeweils 60 Meter lang, 20 Meter hoch und 10 Meter breit. Sie haben ein Gewicht von 1.700 Tonnen.

1936 wurde mit dem Bau der Seeschleuse begonnen. Bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges konnte nur eine Kammer der Doppelschleuse fertiggestellt werden. 
Die vollständige Schleusenanlage konnte kriegsbedingt nicht mehr in Betrieb genommen werden. Die Schleusenanlage wurde zwischen 1947 und 1949 von den Siegermächten demontiert und teilweise gesprengt.
 

Zwischen 1957 und 1964 wurde die Doppelschleuse mit einem überschaubaren Aufwand wieder aufgebaut, da die Fundamente der Schleusenanlage durch die alliierten Sprengungen nicht beschädigt worden waren. 

Die beiden Sportboote, die zum Schleusen hineingefahren waren, 
sahen etwas verloren aus in der riesigen Schleusenkammer.

Vorbei an drei Museumsschiffen, die noch hergerichtet werden sollen, führte uns unser Guide am Schwimmdock "DOCK 3" der "Neue Jade Werft" vorbei. 


Die Neue Jadewerft GmbH ist eine tideunabhängige Werft in Wilhelmshaven,
die seit dem 1. Oktober 2021 zur 
NVL Group (Naval Vessels Lürssen) gehört. (Quelle Wikipedia)

Am Nachmittag wurden wir mit einem grandiosen Kuchenbuffet versorgt und am Abend wurden Würsten und Steaks gegrillt - ein Rundum perfektes Catering! 
Susanne (Veranstalterin "Tag der deutschen Einheit Tour"), vom Ratzeburger Kanuclub, ist ebenfalls der Einladung des Wilhelmshavener Kanuclub gefolgt. Sie ist, genauso wie ich, in Wilhelmshaven geboren - so hatten wir am Abend ausreichend Gesprächsthemen. Abgerundet wurde der Abend mit einem Besuch auf dem Mittelalter Fest. Am Kulturzentrum Pumpwerk in Wilhelmshaven spielte eine Band irische Lieder mit viel Power. 
 
 (Foto KajakRalf)

Zum Abschluss dieses wunderschönen Wochenendes,  wollten wir bei perfektem Wetter, am Sonntag, die "Maade" befahren. Rund 400 Meter nach den historischen Eisenbahnbrücken von "Mariensiel" befindet sich ein Steg. Das "Mariensieler Tief" verbindet die Maade mit dem Ems-Jade-Kanal. Ein paar Kilometer kann die Maade noch bis zur Autobahn A29 (Oldenburg-Wilhelmshaven) gepaddelt werden, danach teilt sich der Oberlauf der Maade in schmalere Gewässer auf "Upjeversches Tief“ und „Stinktief“. Wir fahren zurück, um unsere Heimreise nicht zu spät anzutreten. Erwähnenswert ist, dass die „Maade“ Wilhelmshaven sozusagen "umkreist". Wären wir der Maade in nordöstlicher Richtung gefolgt, hätten wir die nördliche Stadtgrenze passiert. Das Ende, bzw. die Mündung, ist die Schleuse „Maadesiel“ - wie sollte es auch anders heißen… 😃 
Kurz vor der Schleuse ist der Wassersportverein Maadesiel ansässig.


Es ist möglich eine Rundtour zu fahren, bei welcher zwei Seeschleusen und die Jade zu befahren sind. Tidengewässer sind mit guter Planung zu befahren. Die Richtung der Umkreisung von Wilhelmshaven ist vom auf- oder ablaufenden Wasser abhängig.
Das ist meine Planung fürs nächste Jahr.

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