Langeneß - bei bestem Wetter für Seekajakfahrer*innen

Das Wochenende war ein voller Erfolg. Zwei Fahrtenleiter von der Salzwasserunion (SAU) hatten die tolle Idee auf der Nordsee zu fahren.
Frederike und Jochen hatten zu einer Fahrt nach Langeness eingeladen. Ich hatte mich sehr gefreut. Zur Hallig in Nordfriesland mit dem Kajak wollte ich schon immer. Am Samstag starteten insgesamt sieben Paddler*innen etwas vor dem Hochwasser gegen Mittag. 
Noch mehr hat mich gefreut, dass dies eine Veranstaltung für Salzwasserunion-Mitglieder war. Bisher war es kaum möglich von einer Gruppe mitgenommen zu werden. 
Man konnte schon immer mitfahren, wenn der Fahrtenleiter es für sich so entschieden hatte. Oft war es für Menschen, die "nur" einen A2 Schein hatten, aber viel gepaddelt sind, nicht einfach irgendwo mitgenommen zu werden. 
Eine bestimmte Qualifikation (EPP3 Küste / A3) sollten Kajakfahrer*innen nachweisen können. 


Ein informatives Briefing und ein Blick auf Seekarte bevor wir an der der Slipbahn in Schlüttsiel starteten. Kaum Wind (2-3Bft) und dadurch wenig Welle machten die Fahrt zu einem entspannten Kurzurlaub. Von der ersten Backboard-Tonne 20 (Schl 20) hangelten wir uns bis Tonne 6 am Tonnenstrich entlang. Dort teilt sich das Fahrwasser. Steuerbord wäre der Weg nach Hooge gewesen. Also Backboard halten und dem Tonnenstrich mit der Bezeichnung La folgen. 

Etwa 9 Seemeilen bis zum Fähranleger Hallig Langeneß sollte es werden. Mit ca. 4-5 Knoten erreichten wir unser Ziel nach ca. zweieinhalb Stunden. 
Der erste Weg führte zum Kiosk Rixwarf, in dem sich auch die Toiletten befinden. Mir wurde vom Kiosk Betreiber mit knappen Worten deutlich gemacht: "Die Wege benutzen - nicht über den Rasen gehen". Ich hatte abgekürzt, da ich schnell etwas loswerden musste. Völlig klar diese Ansage, denn die Grasnarbe ist für Hallig-Bewohner lebenswichtig. Sie hält die darunterliegende Erde fest zusammen. So ist dies ein Küstenschutz bei Sturmfluten. 


Die Preise am Kiosk sind überraschend günstig. Im Vergleich zu den Häfen und Inseln an der Ostfriesischen Küste, kostet hier ein Fischbrötchen ab 4€ mit Brathering, Matjes oder Lachs. Nur der Backfisch kostet 6,50€. Den letzten Backfisch hatte Christian sich bestellt. Das liegt daran, dass er meistens an erster Stelle steht, wenn es was zu Essen gibt. Auf Harriersand wollte er den Imbiss "leer essen". Wir kennen uns schon sehr gut und meine Darstellung wird er mir nicht übel nehmen. 


Eine lustige Beschreibung aus vergangenen Zeiten habe ich bei den Faktbootfahrern gefunden: Man meldet sich beim Tresen der Gaststätte Hilligenley an und zahlt pro Nacht/Nase/Zelt z.Z. (2011) 4,50 €. Dafür kann man die WC's und Waschbecken nutzen, den Müll in die vorgesehenen Behälter entleeren und darf zelten. Der Platz dafür liegt östlich der einspurigen Fahrstraße auf der begrasten Fläche hinter dem Anleger bis zur Grenze des Bewuchses mit dem geschützten Halligflieder. Landung und Start ist auch hier bis 2 Stunden vor Niedrigwasser bequem möglich. Es gibt zwei kleine Rampen in der Außenkante der Blockwurf-Steinpackung.

Ohne durch tiefen Schlick und ohne über weite Sandwattflächen zu tragen, kann man immer auch bei Niedrigwasser und selbst bei Hohlebbe am Teerdamm zum alten Anleger je nach Wind rechts wie links an den Steinen anlanden. Schlaue Paddler klettern nicht über die Steinpackung, sondern bilden eine Kette und geben die Boote an Rundumleinen hoch. (Jojo, aber macht das nicht mit einem Leichtbau-Boot, rausgerissene Rundumleinenhalterungen führten da mal zu besorgniserregenden Wasserpegelständen im Gepäckraum. Da sind dann breite Tragegurte angesagt.) Quelle: https://www.faltboot.org/wiki/index.php/Wattenmeer


Die Salzwiesen-Erkundung machten 3 Leute aus unser Gruppe. (Text: Jochen)
Langeness heißt nicht nur so, sondern ist auch lang. Für den Nachmittag hatte Frederike ein Überraschungsprogram organisiert. So gabs die Gelegenheit an der Schutzstation Wattenmeer Langeneß Peterswarf (auch lang) eine Führung in der Salzwiese zu bekommen. Gut dass das Hallig-Taxi (was im Gegensatz zu Insel-Taxis mehrmals im Jahr vor Landunter bewahrt werden muss) noch eine Fahrt für uns eingeschoben hatte. So standen wir dann auf einmal barfuß und mit geschlossenen Augen auf weichem Grund, spitzen Gräsern, und in der Matsche, um ein Gefühl für diesen einzigartigen Lebensraum zu bekommen. Drei FSJ‘ ler von der Schutzstation haben uns dann in diese besondere Welt geführt. Der Enthusiasmus und das gemeinsame Fachwissen von den dreien war so ansteckend! Was bleibt hängen? 

Der Halligfliederspitzmausrüesselkäfer! Er ist perfekt an diesen, von Naturgewalten und Sturmfluten geprägten Lebensraum angepasst. Wenn auf der Hallig Landunter ist, krallt er sich an den Stengeln des Flieders solange fest bis die Wiese nach Rückzug des Meeres wieder den Himmel sieht. Dazu kann er die in Hohlräumen der Pflanze gebunkerte Luft noch ein wenig zum Atmen bunkern. Was für ein tagesfüllender Tauchgang! Davon können wir zum relaxten Rollen noch was von lernen. 
Der Halligflieder ist schon auf der roten Liste. Wenn er verschwunden ist, wird dem Käfer seine enorme Überlebensstrategie nicht mehr helfen. Er kann nur zusammen mit dem Flieder überleben. Es stimmt nachdenklich. Auch der Kontakt zu den engagierten Menschen auf der Hallig, die dieser Ausflug erst ermöglicht hat. Ein Erlebnis was man nicht alle Tage hat. 
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Halligflieder-Spitzmaus-Rüsselkäfer


Ebenfalls zu dritt machten wir uns auf den Weg zum Leuchtturm Nordmarsch. Der Turm aus dem Jahr 1901 steht unter Denkmalschutz und ist noch heute in Funktion als Quermarken- und Orientierungsfeuer für die Fahrwasser Norder- und Süderaue. Ca. 1,5km weit ist der Leuchtturm von der Rixwarf entfernt. Ein Fußweg führt direkt dorthin. 


Quelle: https://www.wsa-elbe-nordsee.wsv.de/Webs/WSA/Elbe-Nordsee/DE/1_Wasserstrassen/2_BauwerkeAnlagen/Leuchttuerme/Nordmarsch/Nordmarsch_node.html

Abends auf unserer Zeltwiese wurden wir mit einem phänomenalen Sonnenuntergang belohnt. Auf einer Sandbank zwischen Hooge und Langeneß (Blickrichtung Süd) konnten wir viele Seehunde entdecken. Richtung Westen waren die Lichter von Wittdün auf Amrum erkennen. Im Norden führte der Blick über die Insel nach Wyk auf Föhr. Mit dem Schwinden des Lichts wurde es empfindlich kalt - 10 Grad und das mitten im August!


 Christian und ich checkten die geplante Einsetzstelle für den nächsten Tag. Es war 4 Stunden vor Hochwasser, wie die Startzeit am Sonntag. So könnten wir gut beurteilen, wieviel Wasser schon aufgelaufen war - das passte gut. 

Der Weg zurück sieht erfahrungsgemäß anders aus. Entlang des Tonnenstrichs ist es einfach den richtigen Kurs einzuschlagen. Trotzdem sollte jeder Kompasskurse auf der Karte eingetragen haben, denn die nächste Tonne kann aufgrund schlechter Sicht schwer zu finden sein. 
Ebenso sind Landmarken sind als Orientierung hilfreich. Schlüttsiel war durch seine Gebäude und dem Baukran gut auszumachen. 


Gerade im Hafen angekommen frischte der Wind etwas auf. Eine schöne Abkühlung brachte das Abspülen der Kajaks und mich selbst. Das Salz hatte auf meinen Unterarmen ein Muster hinterlassen. Alle freuten sich über diese perfekt gelungene Fahrt, obwohl die meisten sich erst am Vortag kennengelernt hatten. 
Danke Frederike und Jochen, dass ihr diese Tour möglich gemacht habt.

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